Pitty hat geschrieben:(...)Die Argumente gegen das Datenbankmodel sind natürlich richtig handfest ... außer einigen Spitzbübigkeiten und einigen Zukunftsvisionen was alles, vielleicht, evtl, irgendwann passieren könnte, hab ich da immer noch nix gelesen, was wirklich aussagekraft genug hätte, meinem argument (der strafverfolgung) auch nur annähernd den wind aus den segel nehmen zu können.
Da du offenbar nicht realisierst, dass wir uns gerade auf
1984 zubewegen und du anscheinend auch keine Vorstellung davon hast, was das eigentlich bedeutet, will ich nochmal versuchen, dir die Sache ganz unspitzbübig zu erläutern:
Stell dir doch einmal die Stasi mit sehr extremen Überwachungsmöglichkeiten vor. Oder die Gestapo in High-Tech. Diese Organsisationen konnten von den Möglichkeiten, um die es hier geht, nur träumen. Wir haben sie.
Damit meine ich nicht nur Bewegungsprofile mittels Mautkontrollen, sondern zum Beispiel auch Dinge wie Telefonüberwachung, Handy-Ortung, Speicherung von Verbindungsdaten aller Art, gläserne Bankkonten, DNA-Profile, Überwachung von Internet und E-Mail, und, und, und.
Jetzt wirst du vielleicht sagen, na gut, aber dieser Staat würde doch niemals eine Stasi, eine Gestapo oder etwas Vergleichbares hervorbringen, weshalb es doch ok ist, wenn die alles über jeden wissen. Ich sage dir aber, dass das doch passieren kann. Zur Erinnerung: Beide sind in der Vergangenheit in diesem Land entstanden.
Kontrolle verschärft diese Gefahr noch, weil sie Macht bedeutet. Je mehr davon gebündelt ist, desto größer ist die Tendenz, sie zu missbrauchen. Und desto schwieriger wird es auch, die Vorgänge umzukehren: Wer immer alles über dich weiß, den kannst du nicht stoppen. Wir könnten uns also 1) in einer Diktatur wiederfinden, die 2) noch viel schwieriger zu kippen wäre als jede andere zuvor. Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass sie von innen praktisch überhaupt nicht zu kippen wäre. Wie wir wissen, gelang dies schon bei der letzten nicht, obwohl diese vergleichsweise armselige Möglichkeiten hatte.
Man kann die zukünftige Entwicklug nicht genau vorhersehen. Man kann aber dafür sorgen, dass die Gefahren möglichst gering gehalten werden. Das tut man unter anderem, indem man beim Datenschutz niemals nachgibt. Die Zweckbindung sollte uns deshalb heilig sein.
Obwohl der Wind eigentlich schon jetzt aus den Segeln sein dürfte, noch kurz zu deinem Gegenargument "Strafverfolgung": Das ist eigentlich gar kein Argument, sondern der vorgebliche Grund, warum Schäuble und andere gierig auf die Daten schielen. Ich sage deswegen vorgeblich, weil der Grund IMHO vorgeschoben ist - hier geht es um Profilierung und (sorry) Bauernfängerei. Ich bezweifle sehr stark, dass die Strafverfolgung dadurch spürbar verbessert werden würde. Wer, der Dreck am Stecken hat, würde noch über die Autbahn zum Tatort anreisen, wenn er wüsste, dass ihn das überführen würde?